Historische Siedlungsspuren sind "chemisch gesehen" Phosphat- Spuren im Gelände!
Warum?
Wo immer menschliches Leben stattfindet, wird der umliegende Grund verändert durch Nahrungsmittelreste, Fäkalien, Dung der Tiere, nicht zuletzt auch die Grablege. Mikroorganismen lösen diese „Substanzen“ mit der Zeit auf und übrig bleiben nur noch anorganische Salze, u.a. Phosphat.
Sämtliches Phosphat wird in der oberen Bodenschicht durch bspw. Eisenverbindungen immobilisiert und hält sich dort über die Jahrtausende.
Dadurch können wir heute über die Phosphatkonzentration im Boden vergangene Besiedlungsspuren- und strukturen aufspüren.
Mit unserem für archäologische Ausgrabungen speziell entwickelten Verfahren (nasschemisch nach Bleck) können wir in relativ kurzer Zeit viele hundert Bodenproben exakt auf Phosphat analysieren.
Die Probenentnahme auf der archäologischen Fundstelle ist sicherlich der sensibelste Schritt der gesamten Phosphatkartierung. Hier entstandene Fehler sind im Nachhinein kaum zu korrigieren.
Die Proben werden in einem regelmäßigen, vorher definierten Abstand genommen. Hierfür wird aus dem ungestörten C-Horizont eine Menge Bodenmaterial entnommen, die etwa auf einer Maurer-Kelle Platz findet. Es ist darauf zu achten, dass weder humose Oberboden- oder Befund-Bestandteile noch länger freiliegende Bodenoberfläche in die Probe mit aufgenommen werden. Dabei lässt sich der Ausgrabende durch visuelle Hinweise, d. h. einheitliche Färbungen im Bodenmaterial leiten. Dies muss aber nicht unbedingt bedeuteten, dass die Bodenproben tatsächlich einheitlich sind. Sie können trotz gleichen Aussehens durch z. B. unterschiedliche Elution oder Korngröße gekennzeichnet sein, also Größen, die den Phosphatgehalt stark beeinträchtigen können. So ist der Ausgrabende bemüht, von mehreren Stellen der definierten Fläche eine Mischprobe zusammenzutragen.
Bei speziellen Fragestellungen kann eine punktgenaue Probenentnahme durchaus sinnvoll sein. Die Proben werden genau kartiert und beschriftet. Zur Analyse werden sie an der Luft getrocknet, gut durchmengt, gesiebt und eine etwa 20 g große Unter- bzw. Kleinprobe entnommen.
Es handelt sich hier (siehe Skizze) um ein Langhaus aus dem 10. Jahrhundert in Nordwest – Niedersachsen. Bei der Kennzeichnung durch Pfeile werden Eingänge vermutet, denn die Pfostensetzungen weisen hier Lücken auf. Grundsätzliche Frage ist bei solchen Untersuchungen: Wo ist der Stallbereich, wo stand das Vieh? Im Viehstall ist durch die Dung/ Jauche- Freisetzung viel phosphathaltiges Substrat in den sandigen Boden eingedrungen. Dieses Phosphat kann heute noch -durch chemische Analyse- gefunden werden. Im Wohnbereich wird wenig biogenes, phosphathaltiges Material in den Boden gelangt, mithin wenig Phosphat aufzuspüren sein.
Die chemisch begründete Phosphatkartierung ist unten dargestellt. Der Phosphatgehalt ist über den Grundriss des Gehöftes projiziert. Rote Flächen entsprechen einem Phosphatgehalt von ca. 1.100 ppm P, tiefblaue Flächen einem Gehalt von 250 ppm P.
Die Daten lassen vermuten, dass innerhalb des linken Teils des Hauses mit seinen bemerkenswert niedrigen Phosphat- Gehalten der Wohnbereich befindlich war. Der untere linke Pfeil weist auf einen Zugang in diesen Bereich. Im äußerst rechten Bereich des Hauses finden sich maximal hohe Phospatgehalte, ein eindeutiges Indiz auf Viehhaltung. Der untere rechte Pfeil kann als Eingang/ Einfahrt in diesen Viehtrakt gewertet werden. Entsprechend den Phosphatgehalten muss außerhalb des rechten Teils des Gehöftes beidseitig ebenfalls mit Viehaltung/ Misthaufen gerechnet werden.
(Nähere Info siehe auch unter www.ehmken-hoff.de)